Wenn sogar Fragen nicht mehr erlaubt ist – Eine Anfrage der baden-württembergischen AfD-Fraktion und die linke Hysterie
Alle reden über Bildung. Weil es um diese in unserem Land offenbar nicht gut bestellt ist, müssen angeblich Fachkräfte aus dem Ausland angeworben werden. Dabei denkt man wohl zuerst an Ärzte oder Ingenieure, aber auch Künstler sind Fachkräfte. Nachwuchssorgen gibt es da freilich nicht, ganz im Gegenteil. Insofern kann man sich fragen, warum es angesichts so vieler arbeitsloser oder in prekärer Selbstständigkeit lebender deutscher Künstler so viele Ausländer in unserem Kulturbetrieb gibt.
Aber wie viele sind es wirklich? Um eine Antwort darauf zu finden, hat die baden-württembergische Landtagsfraktion der AfD eine Anfrage nach dem Ausländeranteil an einheimischen Bühnen gestellt. Eine Anfrage, die in Stuttgart sogar zu einer Demonstration geführt hat. Das muss man sich einmal vorstellen – eine Demonstration wegen der bloßen Anfrage einer Oppositionspartei!
Der AfD darf man alles unterstellen
„Man kann der AfD deutlich schlimmere Motive für ihre Anfrage unterstellen“, behauptet der Autor der StZ (Zitat nach der oben verlinkten Quelle).
Ja, natürlich, der AfD kann man alles unterstellen; so wie der ehemalige Kolumnist der Stuttgarter Nachrichten Joe Bauer, der aus der Sorge um den einheimischen Künstlernachwuchs in geradezu paranoidem Wahn „verbrecherische Machtfantasien“ konstruiert (gleiche Quelle).
Mehrere Intendanten und viele Künstler waren bei der Demonstration anwesend. Vom Balkon des Großen Hauses des Staatstheaters wurde „wieder die riesige Regenbogenfahne aufgehängt, auf der ‚Vielfalt‘ steht“ (Quelle s.o.). Da muss ich an die Transparente denken, die zwecks Gehirnwäsche überall in den sozialistischen Diktaturen hingen. Vielleicht lesen wir bald auch: „Vorwärts zur Erfüllung des 5-Jahres-Klimaschutzplans!“, dazu die Gesichter junger Menschen (vornehmlich mit Migrationshintergrund), die entschlossen zu Windkraftanlagen vor blauem Horizont aufblicken.
Man sieht daran, dass zumindest die Leitung unserer öffentlichen Theater nicht nur nach Kriterien der Qualifikation, sondern auch nach der politischen Ideologie ausgesucht wird. Theatern steht es aber nicht zu, politische Propaganda zu betreiben, da sie zum großen Teil von Steuergeldern finanziert werden, und da bei ihnen Menschen mit ganz unterschiedlichen politischen Meinungen arbeiten – jedenfalls solange man noch nicht schon bei der Einstellung ein Bekenntnis zur globalsozialistischen Ideologie unterschreiben muss.
Empört hat sich auch der deutsche Komponist Moritz Eggert, der in einem diffamierenden Rundumschlag gegen die AfD einschließlich Wählerbeschimpfung von „Rassenkontrollen an Theatern“ sprach. Meinen Kommentar dazu hat er (noch?) nicht freigeschaltet.
"Ausländer raus" aus der Kultur?
Es kann sowieso keine Rede davon sein, dass die ausländischen Angestellten nun um ihre Arbeitsplätze bangen müssten. Die meisten werden ohnehin EU-Bürger sein und von der Arbeitnehmerfreizügigkeit profitieren. Überhaupt reden wir hier über ganz andere Menschen als beim Thema Nummer Eins, der Massenmigration aus arabischen und schwarzafrikanischen Ländern. Wer an einem Theater oder Orchester angestellt ist, der hält sich legal hier auf, liegt nicht dem Steuerzahler auf der Tasche, ist gut integriert, will das Land nicht islamisieren und dürfte in der Regel auch keine Frauen vergewaltigen. Es sind Menschen, die einen positiven Beitrag zur Gesellschaft leisten und sicherlich auch AfD-Abgeordneten willkommen sind; trotzdem muss man fragen dürfen, ob und warum die Einheimischen hier möglicherweise abgehängt werden.
Wie sind die Zahlen?
Noch bevor die Antwort der Landesregierung vorliegt (sie wird zähneknirschend antworten müssen, denn sie ist dazu verpflichtet), hat sich ein Musikerkollege der Mühe unterzogen, anhand der Namen (die natürlich nicht immer mit Sicherheit auf deutsche oder ausländische Staatsbürgerschaft schließen lassen) den mutmaßlichen Ausländeranteil an baden-württembergischen Musik- und Theaterensembles abzuschätzen.
Er kam auf Werte zwischen 20 (Stuttgarter Philharmoniker) und 100 (Tänzer an den Opern in Heidelberg und Ulm) Prozent. Im Schnitt, so habe ich anhand dieser Zahlen ausgerechnet, ergibt sich in allen 33 Ensembles (ohne Berücksichtigung der absoluten Mitgliederzahlen) ein Ausländeranteil von 49 Prozent. Praktisch jeder zweite Arbeitsplatz in diesem Bereich ist also von einem Ausländer besetzt.
Man könnte das noch weiter differenzieren, aber grundsätzlich lässt sich sagen, dass der Anteil bei Instrumentalisten am geringsten und bei Tänzern am höchsten ist; bei Sängern liegt er im mittleren Bereich. Da darf man doch zu Recht fragen, woran das liegt; und die Demonstranten sollten sich lieber für bessere Berufschancen der einheimischen Künstler (zu denen viele von ihnen selbst gehören!) einsetzen, anstatt gegen eine harmlose Anfrage nach einer Statistik zu protestieren. Wie muss sich etwa eine deutsche Balletttänzerin nach abgeschlossener Ausbildung fühlen, wenn sie sieht, dass Deutsche in ihrer Branche fast keine Chancen haben?
Was sind die Ursachen?
Politiker haben die Interessen ihrer Staatsbürger zu vertreten; und wenn sie bemerken, dass diese im eigenen Land ins Hintertreffen geraten, muss das für sie von Berufs wegen Anlass zur Sorge sein. Eine Sorge, die außer der AfD aber niemand zu teilen scheint. Die Feststellung, dass nur etwa jeder zweite Arbeitsplatz in den baden-württembergischen Orchestern und Theatern (und wohl auch in denen anderer Bundesländer) mit Deutschen besetzt ist, wirft die Frage nach den Ursachen auf.
Ich will den Arbeitgebern nicht unterstellen, Deutsche grundsätzlich zu benachteiligen, obgleich die offen multikulturalistische Positionierung so vieler Kulturinstitutionen den Verdacht aufkommen lassen könnte. Sind also die ausländischen Bewerber einfach besser?
Tatsächlich ist der Ausländeranteil bereits an Musikhochschulen hoch. Das Musikinformationszentrum berichtete im April 2019:
„Der Anteil ausländischer Studierender in den Studiengängen für Musikberufe lag im WS 2016/17 durchschnittlich bei 26 Prozent. Die Internationalität des Musikbetriebs zeigt sich in der künstlerischen Ausbildung: Der Ausländeranteil im Studiengang Instrumental- und Orchestermusik lag bei 60 Prozent, für Komposition sowie Dirigieren waren 52 bzw. 51 Prozent ausländische Studierende eingeschrieben; bei den pädagogischen Studiengängen dagegen lagen die Anteile zwischen drei Prozent (Lehramt Musik an allgemein bildenden Schulen) und 14 Prozent (Musikerziehung im freien Beruf).“
Wir sehen, hier gibt es bereits Statistiken. Was soll also dagegen einzuwenden sein, solche Zahlen auch für Theater und Orchester in Erfahrung zu bringen? Der Ausländeranteil von „nur“ 26 Prozent (2006 lag er noch bei knapp 19 Prozent, wie der DAAD berichtet (S. 54)), erklärt sich aus den pädagogischen Studiengängen, in denen nur wenige Ausländer eingeschrieben sind.
In den künstlerischen Studiengängen – Gesang wird hier leider nicht genannt – haben ausländische Studenten dagegen sogar mit 51 bis 60 Prozent die Mehrheit. Natürlich muss man davon ausgehen, dass viele nach dem Studium in ihre Heimat zurückkehren, so dass die Anzahl ausländischer Bewerber auf eine Stelle im Theater oder Orchester nicht ebenfalls so hoch sein muss.
Anderseits dürften sich aber auch Musiker und Tänze bewerben, die ihr Studium nicht in Deutschland absolviert haben. Jedenfalls lässt sich anhand dieser Zahlen nicht belegen, dass deutsche Hochschulabsolventen in den Bewerbungsverfahren schlechter abschneiden bzw. benachteiligt werden. Und wenn die deutsche Musikhochschulausbildung schlecht wäre, dann würde das ja alle Studenten betreffen, nicht nur die deutschen.
Das Problem beginnt also früher, spätestens bei der Aufnahmeprüfung. Leider liegen dazu offenbar keine Zahlen vor. Scheitern überproportional viele Deutsche, oder ist bereits hier die Anzahl der ausländischen Bewerber so hoch? Der Kollege, dem ich die oben genannten Zahlen verdanke, teilte mir mit, dass jedenfalls in Stuttgart „die Bewerbungen ausländischer Sängerinnen und Sänger sehr viel höher liegen als die der Deutschen.“
Vermutlich haben wir es also mit drei Ursachen zu tun:
- Die einstige Kulturnation Deutschland legt nicht mehr viel Wert auf künstlerische Bildung. An allgemeinbildenden Schulen fällt Musikunterricht häufig aus; wo er stattfindet, gibt es häufig Rock statt Barock, und Rappen ersetzt das Singen von Volksliedern. Im Rahmen des Kunstunterrichts fährt man zur Klimademonstration, im Fach Deutsch liest man „Harry Potter“ (obwohl das Original englisch ist).
- Der zweite Grund dürfte sein, dass Leistung in unserer bundesdeutschen Spaßgesellschaft allenfalls noch etwas ist, was man im Sport erwartet. Auf professionellem Niveau Kunst zu betreiben, erfordert aber harte Arbeit und eiserne Disziplin. Musiker oder Balletttänzer wird man nicht nur dadurch, dass man eine mehrjährige Hochschulausbildung durchläuft, sondern man muss bereits im Kindes- und Jugendalter täglich geraume Zeit geübt bzw. trainiert haben, um überhaupt die Aufnahmeprüfung zu bestehen. Dazu scheinen in Deutschland weniger junge Menschen bereit zu sein als in vielen anderen Ländern.
- Drittens ist Deutschland aufgrund seiner kulturellen Vergangenheit (o ja, eine solche hat es auch!) und der noch immer bestehenden hohen Dichte von Orchestern und Theatern für ausländische Musiker und Tänzer ein beliebter Studienort.
Sollen wir also für ausländische Studenten den Zugang zu deutschen Hochschulen begrenzen? Zumindest bei EU-Bürgern ist das rechtlich gar nicht möglich. Soll man dann wenigstens für Studenten aus Nicht-EU-Ländern eine Quote einführen? Nun, von denen gehen viele ohnehin wieder zurück, und nicht alle Bewerber um Stellen an hiesigen Orchestern und Theatern haben auch in Deutschland studiert. Natürlich liegt es im Interesse dieser Institutionen, die Besten auszusuchen, ungeachtet der Nationalität. Dass Deutsche gezielt benachteiligt werden, ist bis jetzt nicht erkennbar.
Somit lässt sich als vorläufiges Ergebnis lediglich festhalten, dass Deutschland eben auch in der Kultur allmählich abgehängt wird. Weitere Diskussionen sind angebracht.
Die wollen die Stuttgarter Demonstranten offenbar verhindern. Wer sich schon darüber empört, dass Fragen gestellt werden, der hat nicht verstanden, dass offener Diskurs zur Demokratie gehört. Oder er zieht eine Meinungsdiktatur vor.
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