Wird in der BRD zu viel oder zu wenig Strom erzeugt?
Strombedarf und Stromverbrauch: Immer mehr Fakepower wird verschenkt und überteuerter Strom wird importiert. Doch dem Ökostrom sind natürliche Grenzen gesetzt: Nachts ist es dunkel und bei Flaute werden zuverlässige grundlastfähige Kraftwerke benötigt.
NAEB 2019 am 13. September 2020
Die BRD exportiert mehr Strom, als sie importiert. Sachunkundige Stromkunden leiten daraus ab, dass mehr Strom erzeugt wird, als verbraucht wird. Warum steigt dann der Strompreis immer weiter? Bei einem Überschuss sollten die Preise eigentlich fallen. Schuld ist die Energiewende, durch die das Weltklima gerettet werden soll.
Die Leitmedien präsentieren den Anschluss jeder neuen Ökostrom-Anlage als Erfolgsmeldung. Die riesigen Investitionssummen und die installierte Leistung (Energie/Sekunde) werden gern genannt. Meistens wird die installierte Leistung mit der eines Kernkraftwerkes verglichen. Das ist falsch. Ein Kraftwerk kann das gesamte Jahr lang volle Leistung abgeben, während Wind- und Solaranlagen im Jahresmittel nur 15 bis 20 Prozent ihrer installierten Leistung erreichen. Auch die Angabe, Ökostromanlagen könnten eine bestimmte Zahl von Haushalten versorgen, ist falsch. Nachts gibt es keinen Solarstrom und bei Windstille keinen Windstrom. Sie können dann keinen einzigen Haushalt versorgen.
Ökostrom ist Fakepower
Die fast 30.000 Wind- und über 1,5 Millionen Solaranlagen in der BRD haben zusammen eine installierte Leistung von mehr als 100.000 Megawatt (MW). Die für die BRD benötigte Leistung schwankt zwischen 40.000 und 85.000 MW, je nach Tageszeit und Wochentag. Theoretisch könnten also Wind- und Solarstrom die Vollversorgung übernehmen. Das ist jedoch ein Irrtum. Denn die durchschnittliche Leistung aller Anlagen liegt unter 20.000 MW. Sie schwankt wetterabhängig und im Laufe der Tageszeit zwischen Null und 60.000 MW, denn nachts scheint keine Sonne. Bei Starkwind und Sonnenschein und gleichzeitig geringer Nachfrage übersteigt die Leistung den Bedarf. Um das Netz stabilzuhalten, muss der überschüssige Strom kostenpflichtig exportiert werden. Die Abnehmer erhalten für den Strom also noch Geld (negative Börsenpreise).
Wind- und Solarstrom ist zweitklassig. Die wetterabhängigen Leistungen müssen durch Kraftwerke bedarfsgerecht eingeregelt werden. Bei nächtlicher Flaute muss die gesamte Leistung von den grundlastfähigen Kraftwerken kommen. Es kann daher keines dieser Kraftwerke eingespart werden. Die Politik „verkauft“ diesen wetterwendigen Strom jedoch als die Energie der Zukunft. Das ist eine Täuschung der Stromverbraucher. Daher bezeichnet der Stromverbraucherschutz NAEB diesen Ökostrom zu Recht als Fakepower. Fake bedeutet Täuschung.
Zu viel Strom
Bei Starkwind und Sonnenschein sind die Leistungen der Fakepower-Anlagen oft höher als der Bedarf. Dann muss die überschüssige Leistung preiswert oder gar unter Zuzahlung exportiert werden. Pumpspeicherwerke in Österreich nehmen diesen Strom gern, um damit Wasser in die Oberbecken zu pumpen. Bei Strommangel können sie dann Strom zu hohen Preisen exportieren. Es ist ein gutes Geschäft. Die Darstellung von Rolf Schuster zeigt deutlich, dass die BRD Strom zu niedrigen Preisen exportiert und Strom zu hohen Preisen importiert.
Um die Exportkosten gering zu halten, werden bei einer Überproduktion vor allem Windgeneratoren abgeschaltet. Die Betreiber stört das wenig. Sie erhalten auch eine Vergütung für Strom, der theoretisch hätte erzeugt werden können. Damit verteuert sich die in das Netz eingespeiste Fakepower um die Vergütungskosten für den "Phantomstrom". Mit jeder weiteren Fakepower-Anlage steigen die Stromkosten schneller.
Zu wenig Strom
Die Leistung der verbliebenen Kraftwerke kann zur Zeit noch den Bedarf decken. Mit der geplanten Abschaltung von Kern- und Kohlekraftwerken ist dies unmöglich. Es gibt zu wenig Gaskraftwerke. Die BRD ist dann auf Stromimporte angewiesen.
Mit der Abschaltung der grundlastfähigen Kraftwerke steigt gleichzeitig der Strombedarf. Denn für die freigesetzten Kraftwerker sollen neue Arbeitsplätze entstehen. Für wettbewerbsfähige Arbeitsplätze wird aber viel Strom benötigt. Woher soll dieser Strom kommen? Fakepower ist unzuverlässig. Benötigter Strom muss nachts und bei Flaute importiert werden. Es ist fraglich, ob die Nachbarländer den steigenden Strombedarf decken können.
Importe werden zusätzlich erschwert, wenn Fakepower-Anlagen weiter ausgebaut werden. Die dafür notwendigen hohen Regelkosten müssen dann die ausländischen Kraftwerke übernehmen. Das dürfte in den meisten Fällen inakzeptabel werden. Es ist damit keine sichere Stromversorgung mehr gewährleistet und die Schaffung neuer Arbeitsplätze wird zur Utopie.
Kosten
Die Erzeugungskosten für Strom aus Kern- und Braunkohlekraftwerken liegen bei 3 Cent pro Kilowattstunde (Ct/kWh). Steinkohlestrom kommt auf 5 und Gasstrom auf 7 bis 8 Ct/kWh. Die Erzeugung ist planbar und regelbar.
Die Vergütungskosten von Windstrom an Land betragen etwa 9 Ct/kWh. Für Off-Shore sind es 15 bis 19 Ct/kWh ohne den Transport an Land. Solarstrom wird im Mittel mit mehr als 10 und Biogasstrom mit mehr als 15 Ct/kWh vergütet. Bis auf Biogasstrom ist die Leistung wetterabhängig und unplanbar. Unter Einschluss der Regelkosten ist Fakepower im Mittel fünfmal teurer als Kraftwerkstrom.
Zusammenfassung
In der BRD wird zu viel Fakepower erzeugt und es wird in Kürze zu wenig preiswerten und verlässlichen grundlastfähigen Kraftwerkstrom geben. Das Abschalten weiterer Kohlekraftwerke führt zu höherem Strombedarf für neue Arbeitsplätze, der durch wetterabhängige Fakepower nicht gedeckt werden kann. Fakepower-Exporte und Importe grundlastfähigen Kraftwerksstromes führen zu steigenden Regelkosten im Ausland, die zu Grenzsperrungen führen können. Es wird zu viel Fakepower und zu wenig grundlastfähiger Kraftwerkstrom erzeugt.
Prof. Dr.-Ing. Hans-Günter Appel
Pressesprecher NAEB e.V. Stromverbraucherschutz
www.NAEB.info und www.NAEB.tv
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